Einige Informationen für Sie, um etwas Klarheit zu schaffen.
Krankheiten und Erbgutvarianten, auf die wir unsere Collies u. a. untersuchen und/oder testen lassen.
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Grauer Star (Katarakt)
Mögliche Ursachen für den grauen Star:
Im Allgemeinen kommt die Trübung der Linse durch eine erhöhte Wasseraufnahme mit Aufquellung der dicht geordneten Linsenfasern
zustande. Die Quellung der Linsenfasern bewirkt den Verlust der "Ordnung" innerhalb der Linse und somit auch den Verlust ihrer
Transparenz. Im Spätstadium kann sich eine Abnahme des Wassergehaltes (Dehydratation) anschliessen, was jedoch die Durchsichtigkeit
der Linse nicht wiederherstellt. Ursachen für die vermehrte Wasseraufnahme der Linse und somit die Ausbildung einer Katarakt
sind angeborene Missbildungen, erbliche Gendefekte, Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes mellitus), Toxine, physikalische
Einwirkungen (z.B. Strahlung) u.a.. Ebenso können Verletzungen und Entzündungen des vorderen Auges sowie auch erbliche Erkrankungen
(z.B. progressive Retinaatrophie (PRA)) und Entzündungen der Netzhaut im hinteren Augenabschnitt zur Linsentrübung führen.
Welche Formen des grauen Stars lassen sich unterscheiden ?
Für die Einteilung in die verschiedenen Kataraktformen gibt es zahlreiche Kriterien. Bei dieser Einteilung ist es wichtig zu wissen,
dass in nahezu allen Fällen des grauen Stars mehrere Kriterien zutreffen.
1. Reifestadien der Linsentrübung
Ist weniger als etwa 1/8 des Linsenvolumens von einer Trübung betroffen, so spricht man von einer "Cataracta incipiens".Lässt
sich die Netzhaut bei der Untersuchung in fortgeschritteneren Fällen noch erkennen, so liegt eine unvollständige oder auch
unreife bzw. "immature" Katarakt vor.Ist die Linse komplett getrübt, so dass der Hund blind ist und für den Untersucher die
hinter der Linse befindlichen Augenabschnitte nicht mehr einsehbar sind, so ist der graue Star reif bzw. "matur". Dem Besitzer
fällt eine vollständig weiße Linse auf.
Im weiteren Verlauf beginnt sich das Linseneiweiß aufzulösen, die Linse ist überreif bzw. "hypermatur". Oft nimmt die Linse
dann einen Gelbstich an und/oder erscheint zum Teil glitzernd. Diese Form der Katarakt ist für das Hundeauge sehr gefährlich,
da es durch austretendes Linseneiweiß zu schweren Entzündungen der Regenbogenhaut und des Ziliarkörpers (Uveitis) mit Loslösung
der Linse (Linsenluxation) und einem sich anschliessenden grünen Star (Glaukom), einer für den Hund sehr schmerzhaften Erkrankung
kommen kann.
2. Lokalisation der Trübung
Die Trübung kann in vielfältiger Weise unterschiedliche Bereiche der Linse betreffen: vordere Kapsel, vordere Rindenschicht,
Kern, hintere Rindenschicht, hintere Kapsel, vordere und/oder hintere Linsennaht und peripheren Randbereich der Linse
(Linsenäquator). So bezeichnet der Ophthalmologe beispielsweise eine sternförmige Trübung der zentralen, hinteren Kapsel
als eine "Cataracta capsularis posterior".
3. Zeitpunkt des Auftretens
Bei einer Trübung vor der 6.-8. Lebenswoche spricht man von einer kongenitalen (angeborenen) Katarakt.
Juvenile Trübungen treten nach der 8. Lebenswoche, meist zwischen dem 1. und 5. Lebensjahr auf. Bei älteren Tieren beobachtet
man die senile Katarakt, die nicht zu verwechseln ist mit der Nukleusklerose.
4. vererbte ( hereditäre ) Katarakt = häufigste Ursache
Der Vererbungsgang der Katarakt, die auch "HC" wie "hereditäre Cataract" genannt wird, ist beim Hund in den meisten Fällen
rezessiv. Die vererbte Form tritt meist beidseitig auf und schreitet fort. In den überwiegenden Fällen kommt es im jugendlichen
Alter (unter 6 Jahren) zur Ausprägung der Linsentrübung. Die Form des erblich bedingten grauen Stars tritt bei vielen Hundrassen
auf, wobei es durchaus rassespezifische Unterschiede in der Ausprägung des grauen Stars gibt ( z.B. Cocker, Retriever, Schnauzer,
West Highland White Terrier, Pudel). Natürlich können auch Mischlingshunde an dem erblichen grauen Star erkranken, wenn sie aus
einer Anpaarung von zwei Rassehunden mit grauem Star stammen.
5. sekundäre ( konsekutive ) Katarakt
Der Begriff sekundäre Katarakt bezeichnet die Linsentrübung als Folge einer weiteren vorausgegangenen Erkrankung im Auge.
Ursächlich kommen eine Reihe von primären Augenerkrankungen in Frage: Starkes Trauma z.B. durch einen Unfall oder eine Verletzung,
Degeneration der Netzhaut (z.B. progressive Retinaatrophie, Netzhautentzündung, Netzhautablösung), Entzündungen der Regenbogenhaut
(Uveitis), eine Loslösung der Linse aus ihrer Fixation (Linsenluxation) oder ein chronisch erhöhter Augeninnendruck
(Glaukom oder grüner Star).
6. stoffwechselbedingte ( metabolische ) Katarakt
Bei etwa 60 % aller an einem Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) erkrankten Hunde kommt es auch zu einer beidseitigen
Linsentrübung, welche meist innerhalb kürzester Zeit (2 Wochen) auftritt und schnell fortschreitet. Der erhöhte Zuckergehalt
im Kammerwasser lässt auch die Zuckerkonzentration in der Linse ansteigen, dadurch kommt es zu einer vermehrten Wasseraufnahme
ins Linseninnere und durch die resultierende Aufquellung verliert die Linse ihre Transparenz.
Was sind die Anzeichen des grauen Stars ?
Das wichtigste Symptom, nämlich der Sehverlust, fällt dem Besitzer oft erst auf, wenn beide Augen gleichermaßen fortgeschritten
betroffen sind. Dies kann in einer Zeitspanne von 1-2 Wochen, einigen Monaten oder sogar Jahren auftreten.
Bei einer einseitig bestehenden, vollständigen Katarakt können die Hunde den Sehverlust recht gut mit dem Partnerauge kompensieren.
Zunächst verfärbt sich die Linse bläulich-weiß; im Endstadium ist sie schneeweiß. Der Besitzer erkennt eine Seheinschränkung
in vielen Fällen erst, wenn er sich mit dem Tier in fremder Umgebung aufhält. In vertrauter, häuslicher Umgebung stößt selbst
ein vollständig erblindeter Hund in zahlreichen Fällen nirgends an.
In der Regel ist der graue Star für das betroffene Tier nicht schmerzhaft. Die Folgeerscheinungen wie z.B. die Uveitis
(Irisentzündung) mit der Linsenluxation und dem sich anschliessenden Glaukom (grüner Star) und dem daraus resultierenden erhöhten
Augeninnendruck führen zu starken Schmerzen für das Tier, so dass jede Form des grauen Stars genau untersucht werden sollte,
um festzustellen, ob eine Therapie notwendig ist. Zur genauen Identifizierung eines grauen Stars muss sich die Pupille
in vollständiger Weitstellung befinden, was durch geeignete Augentropfen vom Untersucher erreicht wird. Mit Hilfe einer
Spaltlampe lassen sich von vorne nach hinten alle Ebenen und Bereiche der Linse in vergrößerter Form darstellen. Damit
kann eine exakte Lokalisation der Trübung erfolgen. Bei der Untersuchung sollte stets eine Messung des Augeninnendruckes erfolgen.
Quelle: https://www.augen.de
Verfasser des Beitrages: Fr. Vera Neun, Tierärztliche Praxis für Augenheilkunde.
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